Das Ende der lockeren Geldpolitik
Florian G. Anderl 13.07.2017 Investment
Seit rund zwei Jahren ist das Quantitative Easing (= QE-) Programm der Europäischen Zentralbank sowie der FED nun schon ein wichtiger Impuls und Treiber für die Wirtschaft in der ganzen Welt.
Der Leitzins wurde gesenkt, wodurch sich Geschäftsbanken bei der EZB billiger Geld besorgen können, um anschließend dieses Geld Unternehmen und Privatpersonen günstig weitergeben können. Dadurch sollte das Wirtschaftswachstum beschleunigt werden. Zum einen können Unternehmen durch die günstigen Kredite leichter expandieren (neue Aufträge, Maschinen, Personal etc. vorfinanzieren) und zum anderen können Privatpersonen mehr konsumieren.
Da diese Pläne nicht komplett erfolgreich waren, führten die Notenbanken das QE-Programm ein. Dies bedeutet, dass die Zentralbank langfristige private und öffentliche Wertpapiere von Geschäftsbanken sowie Großinvestoren aufkauft. Zum einen spülen sie dadurch neues Kapital in die Märkte und zum anderen sollen die Unternehmen, die Staatsanleihen verkaufen, mit dem freigewordenen Geldern risikoreiche Unternehmensanleihen sowie Wertpapiere kaufen können. Daraus ergeben sich (theoretisch) ebenfalls über neue Investitionen eine wachsende Wirtschaft.
Genaue Aussagen über die Folge der lang anhaltenden lockeren Geldpolitik kann man nicht treffen, da es ein solches Vorgehen in der Vergangenheit noch nicht gab. Es wird – wie in der Volkswirtschaftslehre typisch – mit Modellen gearbeitet, jedoch gibt es auch hier eine Reihe von unterschiedlichen Ausgängen. Ein wichtiger Faktor hierbei wird die Geschwindigkeit, in welcher die Käufe eingestellt werden, darstellen. Je langsamer, desto mehr Zeit haben die Märkte mit der neuen Situation umzugehen und sich darauf einzustellen. Dadurch sollten kurzfristige negative Effekte „nahezu“ ausbleiben.
Dieses Vorgehen erscheint auch am wahrscheinlichsten, da die FED mit der bisherigen, sehr langsam stattfindenden, Zinserhöhung bereits diesen Weg beschritten hat. Auch hier fanden keine größeren Kurseinbrüche statt.
Neue Politik der Notenbanken
Die US-Notenbank hat sich in der letzten Zinssitzung für eine schrittweise Reduzierung des Anleihenkaufprogrammes ausgesprochen. Durch das Kaufprogramm hat die FED neues Kapital in die Märkte gespült, wodurch diese stabilisiert wurden. Ab Oktober scheint eine Reduzierung der Käufe für wahrscheinlich, wodurch auf Sicht eines Jahres rund 30 Mrd. USD eingespart werden sollen. Des Weitere könnte im Dezember auch eine weitere Zinserhöhung angestrebt werden.
Auch die EZB folgt der FED und stellte einen Rückgang der Käufe für Anfang 2018 in Aussicht. Da die Aussage von Mario Draghi eher unerwartet und hatte einen kleinen Kursrutsch zur Folge. Derzeit befinden wir uns bereits wieder in einem leichten Aufwärtstrend.
Grundsätzlich ist muss das Ziel eine Beendigung der expansiven Geldpolitik sein, denn auf mittlere Frist schlägt sich die Erhöhung der nominalen Geldmenge – zumindest aus Sicht der makroökonomischen Theorie – vollständig in einem proportionalen Anstieg des Preisniveaus nieder. D. h. die Änderung der nominalen Geldmenge beeinflusst auf mittlere Frist weder Produktion noch Zinssatz, sondern nur das Preisniveau; dies wird auch als die Neutralität des Gelds auf mittlere Frist bezeichnet. (vgl. Blanchard/ Illing, Makroökonomie S.217 - 220)
Welche Auswirkungen hat die neue Politik für die Börsen?
Die Reduzierung des Kaufprogrammes ist bereits jetzt – auch durch den letzten kurzen Kursrutsch – in die Märkte eingepreist und wird sich daher vorerst nicht weiter auf die Märkte auswirken. Sollten sich jedoch neue Hinweise ergeben, dass dieses Jahr noch weitere Änderungen in der Geldpolitik zu erwarten sind, kann es erneut zu leichten Schwankungen kommen.
Sicher wird Mario Draghi aber auch die negativen Auswirkungen einer zu schnellen Aufhebung der expansiven Geldpolitik und des QE-Programmes im Auge haben, denn eine noch geringere Inflation und gedämpftes Wirtschaftswachstum hat die EZB aktuell sicherlich nicht im Sinn. Daher gehen wir von kleinen Veränderungen über einen längeren Zeitraum aus, was den Effekt deutlich reduzieren wird.
Nachtrag: Schön zusammengefasst hat das auch der Spiegel - lesen Sie hier weiter.